Asta-anga - Der achtgliedrige Yoga-Pfad

Patanjali nennt folgende acht Glieder:
Yama - die Disziplin nach außen schafft eine ethische Lebensführung, die uns Probleme oder Gewissenskonflikte mit den Anderen und der Gesellschaft erspart.
Unser innerer Freiraum wird größer.

5 Gebote umfasst yama:

  1. Ahimsa - Nicht-Schädigen - meint Gewaltlosigkeit gegenüber der Welt um uns herum und auch uns selbst gegenüber.
  2. Satya - Wahrhaftigkeit - was sagen wir wie, und auf welche Weise trifft es den Anderen.
  3. Asteya - Nicht-Stehlen.
  4. Brahmacharya - sich auf das Wesentliche hinbewegen; die Beziehungen zu Anderen so gestalten, dass sie unserem Streben nach Wahrheit förderlich sind, auch in sexueller Hinsicht.
  5. Agarigraha - Nicht-Besitzergreifen - nur das nehmen, was angemessen ist.

Niyama die Disziplin nach innen

  1. Shauca - Sauberkeit - innere und äußere, auch im Geist.
  2. Samtosha - Zufriedenheit - annehmen, was geschehen ist.
  3. Tapas - den Körper fit halten - ihn erhitzen und achtsam üben, essen, atmen.
  4. Svadhyaya - Selbsterforschung - der Versuch, mehr über sich zu erfahren, auch über das Lesen passender Texte.
  5. Isvara-Pranidhana - Hinwendung zum Höheren - wir geben unser Bestes und überlassen den Rest einem Höheren, lassen los.

Asana - die Haltung

Patanjali definiert die Sitzhaltung, in dem man 2 Qualitäten erfährt: sthira-sukham asanam. (Yogasutre 2.46) Die Haltung (sei) fest und angenehm.

B.K.S. Iyengar definiert es so: "Asana ist der Prozess, eine Haltung einzunehmen und sie immer wieder zu verfeinern,
wodurch der Geist den Zustand der Ruhe erreicht, indem er seine nach innen und außen gerichteten Bewegungen ins Gleichgewicht bringt."

Pranayama - die Beherrschung des Atems.

Pranayama versorgt den Organismus mit Prana. Prana bezeichnet nicht einfach Sauerstoff, sondern Energie - also das Feld, das zwischen einem negativen
und einem positiven Pol entsteht, die Kraft, die unseren Stoffwechsel in Gang hält, Gedanken sowie Gefühle entstehen lässt und die Sterne im Kosmos auf ihren Bahnen lenkt.

Pranayama reinigt den Körper und bereitet vor auf die Meditation. Wenn der Atem immer länger angehalten werden kann, immer gleichmäßiger und feiner wird und so zum Ausschluss der äußeren Eindrücke führt, intensiviert dies unmittelbar, durch Sammlung der Sinne, das Bewusstsein.

Das ist Pranayama genauso wie das Fließen der Energie in uns und allem um uns herum.

Pratyahara - das Zurückziehen der Sinne.

Wo immer es einen der Sinne hinzieht, dorthin folgt ihm der Geist und beginnt zu träumen, planen, werten und grübeln.

Deshalb müssen die Sinne ruhig gestellt werden. Dieser Prozess bginnt schon beim Üben der Asanas und wird durch Pranayama sehr begünstigt.

Dharana - Konzentration als Bindung des Bewusstseins an einen bestimmten Punkt.

Der Geist ist schwer zur Ruhe zu bringen, meist ist er ein “monkey-mind”: es plappert ununterbrochen.

Viel Konzentration ist notwendig, das innere Geschätz auch nur für ein paar Sekunden still werden zu lassen. Der Fokus auf den Atem ist dabei sehr hilfreich.

Dhyana - Meditation.

Versenkung gilt als geradlinige Erstreckung des punkthaft konzentrierten Bewusstseins auf die forschend-sinnende Betrachtung des eigentlichen Wesens.

Neben dem Atem kann auch die Betrachtung eines Gegenstandes oder die Wiederholung eines Mantras dabei helfen.
Durch beständiges Üben werden die Intervalle der Versenkung zusehends verlängert.

Samadhi - Selbst-Verwirklichung, in der der Meditierende ganz in sich ruht in einem Zustand der Enstase.

Alle vorhergehenden Astanga-Glieder sind Vorbereitungen auf diesen, der aber nicht willentlich erzeugt werden kann, sondern neben dem beharrlichen Üben in Nicht-Anhaftung auch der Gnade bedarf.

Samadhi ist ein Geschenk. Der Meditierende, der Akt der Meditation und der Meditationsgegenstand legen alle drei ihre Eigentümlichkeit ab und gehen in der einzigen Vision des ganzen Kosmos auf. Höchstes Glück, frei von Lust,Schmerz und Elend stellt sich ein.”

Gita S. Iyengar [Wenn] dieser [ in der Versenkung fixierte Bewußtseinsgegenstand] als einziger Gegenstand erstrahlt, [und das Bewußtsein] gleichermaßen [seiner] Eigengestalt entleert ist, - [ das ist] samadhi."(Yoga-Sutra III.3)

Die acht Glieder des yogischen Pfades überlappen sich sowohl zeitlich als auch funktionell, daher die kreisförmige Anordnung wie in der Abbildung.

Der Baum des Yoga

B.K.S. Iyengar stellt die acht Stufen des Yoga als Baum dar:
Dieser “besteht aus Wurzeln, Stamm, Ästen, Blättern, Rinde, Saft, Blüten und Früchten. Jeder dieser Bestandteile hat seine besonderen Eigenschaften, aber keiner kann aus sich heraus ein Baum werden.
So steht es auch mit dem Yoga...

Die allgemeingültigen Prinzipien von Yama sind die Wurzeln und die auf den einzelnen zugeschnittenen Vorschriften von Niyama bilden den Stamm.

Asanas sind wie Äste, die in verschiedene Richtungen wachsen.

Pranayama beatmtet den Körper und versorgt ihn mit Energie und ist darin den Blättern vergleichbar, die den gesamten Baum beatmen.

Prathyahara verhindert, daß sich die Energie der Sinne nach außen verströmt, so wie die Rinde einen Baum vor der Fäulnis schützt.

Dharana ist der Saft des Baumes, der dem Körper und dem Verstand innere Festigkeit verleiht.

Dhyana ist die Blüte, aus der die Frucht des Samadhi reift."

Kategorie: Yoga-HH